Das Gefühl der Zugehörigkeit, also Teil eines Ganzen zu sein und sich auch so zu empfinden, gehört zu den menschlichen Grundbedürfnissen. Wer gemobbt wird, wird ausgegrenzt, gehört nicht mehr dazu. Die Folgen dieser schmerzhaften Erfahrung können langfristig den Alltag und die Beziehungsgestaltung blockieren. Besonders Mobbing in der Schulzeit wirkt sich nachhaltig aus. Schülerinnen und Schüler befinden sich in einer Entwicklungs- und Umbruchphase und sind deshalb emotional besonders angreifbar und fragil. Der schwedische Psychologe Dan Olweus belegt in einer Studie, dass Kinder, die im Alter von 13 und 16 Jahren von ihren Mitschülern gemobbt wurden, im jungen Erwachsenenleben häufiger an Depressionen und mangelndem Selbstwertgefühl litten und sich aus ihrem sozialen Umfeld häufiger zurückzogen. In meinen Beratungen stelle ich immer wieder fest, dass Menschen, die in ihrer Schulzeit Mobbing erfahren haben, später vermehrt Blockaden und Ängste in der Beziehungsgestaltung haben. «Manchmal fühle ich mich im Geschäft wie früher in der Schule. Ich spüre die Ablehnung der Arbeitskollegin. Ich weiss nicht, weshalb sie mich nicht mag, spüre nur ihre Ablehnung, obwohl ich mir Mühe gebe, alles recht zu machen. Bis heute weiss ich nicht, weshalb ich gemobbt wurde,» kann dann die Aussage sein. 

Mobbing auch in der Paarbeziehung und im Familiensystem

Mobbing gibt es jedoch bei weitem nicht nur in der Schule, auch im Arbeitsleben, in Paarbeziehungen und in Familiensystemen gibt es Mobbing. Die Folgen sind immer dieselben: Psychosomatische Beschwerden, Schwächung des Selbstwertgefühls, Schlafstörungen, sozialer Rückzug und Depressionen bis hin zu Selbstmordgedanken. «Mobbing ist kein Kinderspiel und sollte in manchen Kreisen ernster genommen werden, denn die Folgen für die Hirnentwicklung und die psychische Gesundheit sind ähnlich, wie die, welche durch andere Traumata zugeführt werden,» sagt Christelle Schläpfer. Sie ist Internat. psychosoziale/pädagogische Trainerin und Mobbing-Expertin und macht sich stark für einen aufmerksamen Umgang, gezielte Mobbingaufklärung und -Prävention.  Sie bietet in ihrem Podcast «Mobbing anders angehen» wertvolle Infos, Gespräche und Bewältigungsstrategien zum Thema Mobbing.

Podcast zum Thema Mobbing: Unbedingt reinhören

Folge 3, «Mobbing anders angehen», von Christelle Schläpfer: Stark werden trotz oder gerade wegen schwieriger Umstände - dass dies möglich ist, zeigt uns die Geschichte von Jasmin Gonzalez. Hier gehts zu allen Folgen.

Mobbing

Jasmin's Geschichte ist ein eindrückliches Beispiel für Resilienz - zeigt uns aber gleichzeitig, dass Kinder Mobbing nicht nur in der Schule, sondern auch in der eigenen Familie erleben können.

Zudem verdeutlicht diese Geschichte, dass wir genauer hinschauen müssen, wenn es um die Mobbing-Rollen geht: Aktive Opfer werden in der Schule gerne als "schwierige Kinder" gesehen oder manchmal sogar mit den Tätern verwechselt.